Von einer Ziegelei ist nichts mehr zu sehen. Erhalten ist am Alten Markt der alte Baumbestand. Foto: Frank Dörfelt

Der Musikpavillon heute. Als solcher wird er kaum genutzt. Foto: Frank Dörfelt

Der "Alte Markt" ist heute eine Grünanlage. Foto: Frank Dörfelt

Der Karl-Marx-Platz im Jahr 1988. Sammlung: Frank Dörfelt

Die erzgebirgische Tradition - ein Lichterbogen - darf auch am Alten Markt nicht fehlen. Foto: Frank Dörfelt

Vor allem im Sommer lädt der Alte Markt zum Verweilen ein. Foto: Frank Dörfelt

Alter Markt

  • etwa 1866 - Ziegeleiplatz
  • 1946 - Karl-Marx-Platz
  • 1991 - Markt
  • 2002 - Alter Markt 

Der Ziegeleiplatz

Geplant war die Freifläche nie als Park oder Marktplatz. Die Entstehung des Ziegeleiplatzes hat sich durch die Bebauung ergeben. Im Jahr 1866 richtete der Mühlenbesitzer Friedrich Ferdinand Schröder zwischen Hermannstraße und Cainsdorfer Straße eine Ziegelei ein. Der gegenüberliegede Platz wurde als Lagerplatz genutzt. Etwa in dieser Zeit erhielt er auch den Namen Ziegeleiplatz. Sein Sohn Friedrich Hermann Schröder ließ nach der Übernahme der Ziegelei von seinem Vater im Jahr 1884 den Brennofen an der Hermannstraß abbrechen und einen Ringbrennofen und sechs Trockenscheunen auf dem Ziegeleiplatz zu errichten. Wegen der Flaute am Baumarkt durch den Ersten Weltkrieg ging die Ziegelei 1914 in Konkurs. Seitdem wurde der Platz nicht mehr bebaut.

Die SED-Kreisleitung plante Anfang der 1950er Jahre zu Ehren des sowjetischen Dikators Stalin einen Pavillon zu errichten. Das Bauwerk nennt sich heute Musikpavillon. Im Rahmen der Neugestaltung des Platzes wurde später auch ein Springbrunnen gebaut. 

Ein Mahnmal verschwindet

Ob der Gedenkstein für die Opfer des Nationalsozialismus während der Neugestaltung des Karl-Marx-Platzes aufgestellt wurde oder schon früher da war, ist nicht mehr feststellbar. Er hatte seinen Platz unweit der heuigen Schillerstraße etwa in der Mitte zwischen Cainsdorfer Straße und Hermannstraße. Dort wurden zu verschiedenen Anlässen Kränze und Blumen niedergelegt, die neuen FDJ-ler wurden dort vereidigt und 1973 wurden am Gedenkstein auch die Teilnehmer an den Weltfestspielen in Berlin verabschiedet. Kurz nach der Wende verschwand das Mahnmal. Der Platz wurde zu einem Platz für den Wochenmarkt umgestaltet. Stillschweigend verschwand dabei der Gedenkstein - wie kurz darauf auch die Gedenktafel am Rathaus. Ob Gedenktein und Tafel noch existieren ist nicht bekannt.

Nach der Wende wurde der Platz zum Marktplatz. Einmal pro Woche fand hier der Wochenmarkt statt. Dazu wurde ein Weg verbreitert, ashaltiert und es wurden Bäume gefällt um ausreichend Platz für die Händler zu schaffen. Mit der Fertigstellung des Neuen Stadtzentrums zogen die Händler um. Der nun als Alter Markt bezeichnete Platz ist seitdem eine Grünanlage. Neu gebaut wurde eine Toilettenanlage.

Ziegeleien in Wilkau

Die Ziegelei war nicht die erste in der Gemeinde Wilkau. In der Ziegelstraße 1 wurde 1857 die Ziegelei Christian Traugott Liebold geschlossen. Wie lange sie extiert hatte ist nicht bekannt. Bis 1863 betrieb Friedrich Hentschel in der Ziegelstraße eine Ziegelei. Sie wurde 1883 abgetragen. Ebenfalls in der Ziegelstraße hatten die Ziegelei Krauß ihren Sitz. Die drei Ziegeleien lieferten vorrangig die Ziegel zum Bau der Wohnhäuser in Neuwilkau.

Im Jahr 1880 begann Heinrich Otto Drescher in seiner Ziegelei an der Haaraer Straße 61 mit der Ziegelproduktion. 1912 schloss er die Firma und baute das Kontorgebäude zu einem Wohnhaus um.

1891 errichtete Friedrich Louis Badstübner an der Haaraer Straße einen Ziegelringofen. Die an zwei Zwickauer Bürger verpachtete Ziegelei brannte am 21. September 1895 ab. An dieser Stelle entstand 1909 das Gaswerk.

Der Musikpavillon

Anfang der 1950er Jahre erreichte der Personenkult um den sowjetischen Staats- und Parteichef Josef Stalin auch Wilkau-Haßlau. In der jungen DDR entstanden vielerorts sogenannte „Stalin-Pavillons“. Sie sollten die neuen Machtverhältnisse demonstrieren und die deutsch-sowjetische Freundschaft betonen. Auch die SED-Kreisleitung Zwickau-Land wollte den Diktator ehren. 1953, zwei Wochen wor dem Tod Stalins, beschloss sie, auf dem Karl-Marx-Platz in Wilkau-Haßlau einen solchen Pavillon zu bauen. Doch das Geld fehlte. Die Bürger sollten einspringen und einen Teil der Kosten tragen. Die Genossen ließen 3000 Postkarten mit dem Modell des Pavillons und ebenso viele Marken drucken, die sie für je 1 DM verkaufen wollten. Doch die Wilkau-Haßlauer zeigten wenig Interesse. Interne Berichte der Funktionäre gaben zu, dass die Spendenaktion für den „Stalin-Pavillon“ ein Flop war. Bis September 1955 kamen gerade einmal 1650 DM zusammen.

Arbeitsstunden blieben eine Seltenheit

Trotzdem fand am 8. Mai, dem Tag der Befreiung, der erste Spatenstich statt. Der Bau schritt jedoch nur schleppend voran. Die geplanten Arbeitsstunden im Rahmen des Nationalen Aufbauwerks (NAW) blieben weit hinter den Erwartungen zurück. Die Mitarbeiter der Kammgarnspinnerei Dietel etwa leisteten nur 52 Stunden, obwohl sie sich zu 300 verpflichtet hatten. Auch als die Stadtverordneten selbst zu Schaufel und Hammer greifen sollten, ging nichts voran. Gerade einm 21 Arbeitsstungen kamen zusammen. Der Pavillon blieb unvollendet. Zwei Jahre nach Baubeginn stellte sich heraus, dass es nicht einmal eine Baugenehmigung gab.

Namenwechsel - Keiner wollte mehr den Diktator

1956 folgte der nächste Schock: Stalins Nachfolger Nikita Chruschtschow enthüllte die Verbrechen des Diktators. Aufgeben wollte die SED den Prestigebau jedoch nicht, um eine Blamage zu vermeiden. Aus dem „Stalin-Pavillon“ wurde kurzerhand der „Pavillon der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft“. Doch auch diese Umbenennung beschleunigte den Bau nicht. Die ursprünglich geplante Spitze mit rotem Stern fiel den Änderungen zum Opfer. Stattdessen entstand ein Kuppelbau. Die Arbeiten kamen nur mühsam voran, da es sowohl an Arbeitskräften als auch an Material mangelte. Erst 1958 war die Neugestaltung des Karl-Marx-Platzes abgeschlossen. Der Pavillon wurde jedoch kaum genutzt – nach der Wende fast gar nicht mehr. Jetzt war daraus ein Musikpavillon geworden. Pläne, den Platz erneut umzugestalten, blieben bis heute unausgeführt. Wie sich eine solche Umgestaltung auf den Pavillon ausgewirkt hätte, blieb somat ebenfalls unklar. Frank Dörfelt

So sollte der "Stalin-Pavillon" aussehen. Nach den Enhüllungen über den Diktator wurde der Bau umgestaltet. Sammlung: Frank Dörfelt

Der Springbrunnen in der Mitte es Marktes ist inzwischen außer Betrieb. Foto: Frank Dörfelt

An der Stelle des Toilettenhäusschens stand bis nach der Wende ein kleines Wohnhaus. Foto: Frank Dörfelt

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